Hallo Elisabeth, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup Bike Citizens, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Bike Citizens wurde 2011 von zwei Fahrradkurieren gegründet mit dem Ziel, Menschen für das Radfahren im urbanen Raum zu begeistern. Dafür hat das Unternehmen in umfangreichen Forschungs- und Pilotprojekten eine Vielfalt an digitalen Kommunikations- und Gamification Kamapagnen entwickelt, die Menschen spielerisch zum Radfahren motivieren sollen. Das Unternehmen wurde zuletzt mit dem Eurobike Award für die App und mit dem Galileo Masters Award für das Bike Citizens GPS-Datenanalyse-Tool ausgezeichnet.
Welches Problem wollt Ihr mit Bike Citizens lösen?
Für die User unserer App: Mit unserer radfreundlichen Navigation Fahrradanfänger*innen zeigen wir sichere Wege durch die Stadt und Fahrradpendler*innen bieten wir Fahrtenaufzeichnung und Visualisierung ihrer Fahrten. Für Städte machen wir Datenerhebung und -analyse zur schnelleren und besseren Umsetzung von Erweiterungen der Fahrradinfrastruktur. Dieser Pfeiler basiert auf Kooperationen mit Städten, die erkannt haben, dass eine Wende kommen muss, damit sie nicht im Verkehrschaos enden. In einer engen Zusammenarbeit mit der Stadt, entwickelt Bike Citizens Kampagnen, die die Fahrradnutzung fördern und die gleichzeitig im Einverständnis mit den Teilnehmenden eine Datensammlung erlauben, auf der später die Radverkehrsplanung basiert.
Wie ist die Idee zu Bike Citizens entstanden ?
Die Idee entstand während der European Cycle Messenger Championship in Budapest, wo Fahrradkuriere ihr Können in verschiedenen Disziplinen (Trackstand, Main Race, Goldsprint, etc.) unter Beweis stellen. Während einer Rundfahrt durch Budapest, kam einem der Gründer erstmals die Idee, ein Tool zu entwickeln, dass bei der Orientierung in der Stadt helfen sollte. Zurück in Graz ging dann alles sehr rasch. 2011 wurde BikeCityGuide von Daniel Kofler und Andreas Stückl mit nur 1.500 Euro Startkapital im Science Park Graz gegründet, von dem sie bis heute wertvollen Input von Mentoren bekommen. Mit technischer Unterstützung von Mihai Ghete, Fahrradkurrier-Kollege und Designer Alessandro Holler wurde konzeptioniert, designt, programmiert und genetzwerkt bis der erste Prototyp der App fertig wurde. 2012 wurde diese gemeinsam mit der Stadt Graz präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt war die App bereits mit dem besonderen Routing ausgestattet, um Radfahrer zwischen Start- und Zielort entlang des fahrradfreundlichsten Weges zu navigieren. Features wie die Unterscheidung der Untergrundoption, der „absteigen und schieben“-Modus, das Tracking sowie die persönliche Heatmap wurden laufend erweitert.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Bike Citizens erklären ?
Liebe Oma, du musst dir keine Sorgen mehr um mich in der Stadt machen. Die Bike Citizens App bringt mich sicher mit dem Fahrrad ans Ziel indem sie mir die radfreundlichen Straßen und Wege zeigt. Das Telefon ist dabei mit einer Halterung namens „Finn“ am Lenker montiert, daher kann ich mich voll und ganz auf die Fahrt konzentrieren. Wenn ich viel mit dem Rad fahre werde ich sogar belohnt und kann mir noch Geld sparen – das ist eine tolle Sache, die es mittlerweile schon in einige Städten gibt. Und das wichtigster an der ganzen Sache – Fahrradfahren schont die Umwelt, damit können auch meine Enkelkinder noch in einem schönen Umfeld aufwachsen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Nicht das Konzept, aber der Fokus – hier haben wir immer wieder mal Dinge probiert, so hatten wir auch mal den Fokus auf Tourismus. Tatsächlich haben wir unser System von Anfang an auf die Häufigkeit von zurückgelegten Wegen mit dem Fahrrad aufgebaut -im Gegensatz zum reinen Kilometer zählen. Denn was wir wollen, ist dass die Menschen mehr mit dem Rad fahren, egal ob die Wege 1,5 oder 5,1 Kilometer lang sind.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Zum einen kooperieren wir mit Städten und Kommunen und betreiben direkte B2C Vermarktung durch In-App-Purchases. Ein weiteres Geschäftsmodell ist der Verkauf unserer Smartphone-Halterungen Finn → mehr Information findet ihr auf getfinn.com
Wie genau hat sich Bike Citizens seit der Gründung entwickelt ?
Aus dem Fahrrad-Navi wurde eine umfangreiche Fahrrad-App mit vielen verschiedenen digitalen Kampagnen, die Städte zur Bewerbung, Belohnung oder Wettbewerben zur Förderung von Radverkehr einsetzen können. Dazu zählt beispielsweise unsere digitale Belohnungskampagne mit Gamifcation-Elementen, die B2Work Team Challenge, oder die digitale PING if you care! Feedback Kampagne.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Mittlerweile sind wir in Graz 30 Mitarbeiter, zusätzlich haben wir auch in Berlin ein Office mit aktuell 5 Mitarbeitern.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Wir sind nicht immer den direkten Weg gegangen und haben in den letzten Jahren ein paar Umwege genommen – so waren wir beispielsweise viel früher bereit als die Städte selbst um Radverkehr in der Stadt zu fördern. Jetzt sind die Städte bereit und wir können Ihnen mit unserem großen Portfolio eine gute Alles-In-Einem-Lösung, von der Datenerhebung zur Datenanalyse, bieten.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wie wichtig Fokus und Vision sind.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Beim Team – wir haben und hatten immer super gute Leute mit Visionen im Team, die etwas verändern und bewirken wollen. Dadurch ist auch das das Teamklima so toll und einzigartig. Und, was besonders wichtig ist – wir habe nie aufgegeben, auch wenn es mal etwas schwieriger war.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir finanzieren uns einerseits durch Eigenmittel aus laufenden Geschäften, andererseits durch Förderungskredite und Finanzierungen der Gesellschafter.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir möchten viele weitere Kooperationen mit Städten und Kommunen starten, um die Bewerbung und Förderung des urbanen Radverkehrs zu unterstützen.
Vielen Dank für das Interview.