Hallo Michael, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Meister kurz vor:
Hallo! Ich bin Michael Hollauf und habe 2006 gemeinsam mit meinem Mitgründer Till Vollmer die Softwarefirma Meister ins Leben gerufen. Till und ich hatten zuvor schon einige Jahre in einem anderen IT-Unternehmen zusammengearbeitet, als uns die Idee für unser eigenes Produkt kam und wir uns entschlossen, den Sprung in die Startup-Welt zu wagen. Obwohl wir beide im Herzen Techies sind, konzentriere ich mich vorrangig auf die Produkte und deren Design, während Till unser Marketing und den Vertrieb leitet. Wir machen bei Meister alles in-House, von der Konzeptionierung und Entwicklung unserer Tools bis zum Kundensupport. Unser wachsendes Team besteht aus jungen, motivierten Menschen aus aller Welt, die über drei Büros verteilt zusammenarbeiten.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
Meister ist ein modernes Software-as-a-Service-Unternehmen. Unsere Mission lautet “Make Teamwork Fun” – wir wollen mit unseren Online-Tools die Zusammenarbeit im Team erleichtern und dafür sorgen, dass unsere Nutzer nicht nur produktiver werden, sondern auch Spaß an der Arbeit haben. Dafür haben wir mittlerweile zwei Software-Tools entwickelt: MindMeister, das 2007 auf den Markt kam und damals das erste komplett webbasierte Mindmapping-Tool war und schnell zum Marktführer in der Mindmapping-Welt wurde; und MeisterTask, ein intuitives Task-Management-Tool für Teams, das seit seinem Launch in 2015 etliche Auszeichnungen erhalten und mittlerweile mehr als drei Millionen Nutzer hat.
Wie ist die Idee zu eurem ersten Produkt entstanden ?
Die Idee kam Till und mir als wir in unserer damaligen Firma MindManager verwendeten, was zu der Zeit das einzige ernstzunehmende Mindmapping-Tool auf dem Markt war. MindManager musste man allerdings lokal installieren und die Lizenzen dafür waren teuer, was es schwer machte, Mindmaps mit Kunden und Geschäftspartnern zu teilen. Zur selben Zeit übernahm Google ein Tool namens Writely – das, was später einmal Google Docs werden sollte. Till und ich fanden das Konzept der Echtzeit-Zusammenarbeit an Dokumenten genial und erkannten schnell, dass diese Funktion auch für das visuelle Mindmap-Format eine riesige Bereicherung wäre. Und genau das haben wir dann mit MindMeister zur Realität gemacht.
Wie würdest Du Deiner Großmutter erklären, was Meister macht ?
Ich würde sagen, dass Meister Menschen dabei hilft, effektiver zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten, vor allem jenen, die nicht immer am selben Ort zusammensitzen können. Mithilfe unserer Tools sind immer alle Teammitglieder auf dem neuesten Stand und wissen, woran die Kollegen gerade arbeiten. Statt unnötig Zeit mit Besprechungen, Telefonaten oder dem Suchen nach Informationen in Papierstößen zu vergeuden, sehen Mitarbeiter alle wichtigen Informationen auf einen Blick und können sich effizient austauschen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Nein – wir setzen immer noch auf die Prinzipien, die unserem ersten Tool zum Erfolg verholfen haben: innovative Technologien, ein simples, benutzerfreundliches Benutzerinterface und ein großer Fokus auf Design.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Als SaaS-Unternehmen finanzieren wir uns über die Software-Abonnements unserer Kunden. Wir verwenden jedoch für all unsere Produkte das Freemium-Modell, sodass unsere Tools mit limitierter Funktionalität auch kostenlos verwendet werden können.
Wie genau hat sich Meister seit der Gründung entwickelt ?
Wir waren lange Zeit ein recht kleines Team, was den Vorteil hatte, dass unsere Overhead-Kosten gering und unsere Arbeit extrem agil war. Till und mir war es immer wichtig, dass wir nachhaltig wachsen, um nicht wie viele andere Startups nach dem initialen Boom plötzlich wieder alle Mitarbeiter entlassen zu müssen, wenn die Umsätze nicht passen. Vor ein paar Jahren kam dann der Punkt, an dem wir uns bereit fühlten, das Team doch zu vergrößern. Seitdem verzeichnen wir ein stetiges Wachstum und sehen dank der gleichermaßen wachsenden Umsätze auch kein Ende.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir haben mittlerweile siebzig Mitarbeiter. Der Großteil unseres Teams befindet sich in unserem schönen Wiener Büro auf der Mariahilfer Straße. Zusätzlich haben wir noch ein Büro bei München und eines in Seattle, um den amerikanischen Markt zu versorgen. MindMeister und MeisterTask haben zusammen 17 Millionen Benutzer und bringen einen Umsatz von 10 Millionen Euro ARR (annual recurring revenue) ein.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Der wahrscheinlich größte Fehler, den wir gemacht haben, war die Macht von Google zu unterschätzen. In unserem ersten Tool – MindMeister – boten wir Nutzern die Möglichkeit, ihre Maps zu veröffentlichen und in ihren eigenen Webseiten und Blogs einzubetten. Google bewarb damals die Möglichkeit, Backlinks in diese Embed-Codes einzufügen, was wir natürlich getan haben, denn in Sachen SEO waren Backlinks extrem wertvoll. Das hat super funktioniert, bis Google im März 2014 plötzlich entschied, dass es diese Art von Backlinks doch nicht mehr mochte, und wir durch ein Penalty von Platz eins in den Suchresultaten auf Seite zwei oder drei rutschten. Plötzlich waren wir für Interessenten praktisch nicht mehr auffindbar, was zu Umsatzeinbußen in Millionenhöhe führte. Es kostete uns Monate an manueller Arbeit, alle Backlinks zu entfernen, und etliche weitere Monate, um uns wieder an die Spitze der Suchresultate zu arbeiten.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Hauptsächlich, dass Firmen wie unsere den Tech-Giganten wie Google hilflos ausgeliefert sind, aber auch, dass man sich nie auf einen Revenue-Stream oder einen Werbekanal verlassen darf. Diversification is key.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ich glaube, in Sachen Unternehmenskultur haben wir unsere Sache immer recht gut gemacht. Meister ist wie eine Familie, und das merkt man auch an der niedrigen Fluktuationsrate unserer Mitarbeiter. Wir haben immer darauf geachtet, dass unsere Büros nicht nur modern und funktional sind, sondern ein Ort, an dem wir uns wirklich wohlfühlen und gerne Zeit verbringen. Auch auf Teambuilding legen wir großen Wert und veranstalten etliche Events pro Jahr – von mehrtägigen “Hackfests” über gemeinsame Pub-Quiz-Abende bis zu Grillfesten in dem Garten unseres Wiener Büros.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Ganz zu Beginn unserer Reise haben wir die Entwicklung von MindMeister aus den Einnahmen unseres zweiten Unternehmens – einer Outsourcing-Firma – finanziert, doch wir haben schnell gemerkt, dass wir uns eigentlich nur noch auf unser neues Produkt fokussieren wollten. Um das zu bewerkstelligen, haben wir ein kleines Angel-Investment von $600.000 angenommen. Schon wenige Zeit später konnten wir uns jedoch zu 100% aus unseren Einnahmen über die Abonnements selbst finanzieren und tun dies bis heute.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir arbeiten derzeit an einem großen Update für MindMeister – dem größten in den letzten sechs Jahren – das neben einem neuen Look auch neue Funktionen inkludieren wird, durch die wir hoffen, in einen neuen Markt einsteigen zu können. Noch spannender ist allerdings der Launch unseres dritten Produkts, an dem wir seit 2018 hart gearbeitet haben. Allzu viel kann ich diesbezüglich noch nicht verraten, nur dass das neue Tool natürlich perfekt mit MindMeister und MeisterTask integriert sein und deren Funktionalität komplementieren wird, also stay tuned!
Vielen Dank für das Interview.
One thought on “Meister – hilft effektiver zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten”